Alkohol: A. hat auf Demonstrationen und bei Aktionen nichts zu suchen! Siehe auch Drogen.
Anwaltsvollmacht: Ihr könnt/solltet vor Aktionstagen oder Demos eine Vollmacht für eine*n Anwält*in unterschreiben und bei Freund*innen oder in eurer WG hinterlegen (unterschrieben, aber ohne Datum – auf der Rückseite Meldeadresse und Geburtsdatum notieren). Wenn ihr festgenommen werden solltet, kann diese ganz nützlich sein.
Barrio: Ein B. ist eine Art Bezirk auf einem Aktionscamp. Es gibt regionale B.s (Rhein-Main-B.) oder thematische oder nach Vorlieben „sortierte“: krasses Anarcho-B., Black-B., queeres B.
Buddys/Tandem: Kleinstmögliche Einheit einer Bezugsgruppe, die definitiv zusammen bleiben sollte.
EA oder Ermittlungsausschuss: Vertrauenswürdige und erfahrene Leute, die beispielsweise während einer Demo am Telefon sitzen, damit keine*r verloren geht. Leute, die festgenommen wurden, können/sollen den EA anrufen, damit dieser sich z.B. um Anwält*innen kümmern kann. (Meldet euch immer auch ab, wenn ihr wieder draußen seid!) Die Telefonnummer (EA-Nummer) wird vor der Demo/Aktion bekannt gegeben, an machen Orten ist sie immer die gleiche.
Deli: auch: Delegierten-Treffen, D.-Treffen. Eine oder zwei vertreten die Bezugsgruppe, um sich mit einem größeren Zusammenhang (Demo-Block, Aktionsgruppe, Camp) zu koordinieren und abzustimmen. Funktioniert nur, wenn in den Bezugsgruppen auch diskutiert wird.
Drogen: D. haben auf Demonstrationen und bei Aktionen nichts zu suchen! Siehe auch Alkohol.
Exif-Daten: Exchangeable Image File Format ist ein Standardformat für das Abspeichern von Metadaten in digitalen Bildern. Anhand dieser ist es möglich, mit den von der Kamera automatisch gespeicherten Metadaten unbeabsichtigte Details wie Datum, Uhrzeit, Standort etc. weiterzugeben oder zu veröffentlichen. Mit Hilfe geeigneter Programme lassen sich alle unerwünschten Exif-Daten vor der Weitergabe von Bilddateien entfernen. Das sollte vor der digitalen Veröffentlichung von Bildern unbedingt gemacht werden.
Flugi: Auch: Flugblatt, Flugschrift. Enthält die gerade aktuelle Analyse, immer wichtig und hochspannend.
Fotos/Filme: Auch wenn es häufig anders aussieht: Der Sinn einer Demonstration/Aktion ist nicht, dass wir uns alle gegenseitig filmen und/oder fotografieren. F./F. können Leute zudem in ganz reelle Gefahr bringen. Wenn ihr dennoch F./F. machen wollt, z.B. auf einem Camp, dann fragt die Leute, die ihr aufnehmt, vorher immer um Erlaubnis! (Nebenbei: Wenn ihr die Dokumentation von Protest und Widerstand spannend findet, ist euer Engagement in linken → Medienprojekten sicher nachhaltiger als die private Fotosammlung.) F./F. macht übrigens auch die Gegenseite, und nicht zu knapp. Manchmal helfen →Wechselklamotten.
Infoladen: Einen I. gibt es in vielen Städten/Regionen. Weniger ein Geschäft, sondern ein selbstverwalteter Ort, an dem du dich mit Informationen jeder Art eindecken kannst, also auch mit Zeitungen, Flugblättern, Büchern, aber auch mit Buskarten, T-Shirts etc.; siehe www.infoladen.net
Konsens: Gegenteil vom Dissens und das, was bei einer → Runde im besten Falle raus kommt: Alle sind mit dem, was geschrieben, der Weltöffentlichkeit verkündet, getan oder nicht getan wird, voll und ganz einverstanden. Alle.
Lauti: Lautsprecherwagen (im Bullen-Jargon: LauKW). Spielt Musik und Redebeiträge, ist immer wieder Ziel von Angriffen, deshalb gibt es eine oder zwei Reihen L.-Schutz – wenn nicht, könntet ihr ihn evtl. spontan übernehmen, fragt einfach am L. nach.
Gewalt: Die Frage, ob der Staat das Monopol „legitimer G.“ innehaben sollte, ist seit Jahr und Tag umstritten. Sicher ist, dass in der immer gern geführten „G.-Diskussion“ die strukturelle G. bspw. der Festung Europa oder des kapitalistischen Kommandos neben vorauseilenden Distanzierungen von „Riots“ und „Chaot*innen“ in der Regel irgendwie unter den Tisch fällt. Halten wir inne: Warum sind z.B. Abschiebungen oder prügelnde Bullen voll OK – keine G. –, entschlossene Aktionen gegen Abschiebungen oder verprügelte Bullen dagegen G., also überhaupt nicht OK? Vielleicht kann uns das ja mal wer erklären, wir verstehen es nicht.
Handys: auch: Mobiltelefone. Ganz praktisch, aber auch nicht ungefährlich. Das H. lässt sich von den Bullen orten und als mobile Abhöreinrichtung einsetzen, auch wenn es ausgeschaltet ist. Überlegt euch, wo ihr es wirklich braucht und wo es auf keinen Fall was zu suchen hat. Manchmal ist das gute alte Funkgerät ohnehin besser geeignet.
Heli: von Helikopter, Hubschrauber. Lästig. Machen z.B. auf einer Demo auch aus großer Höhe Portraitaufnahmen von dir. Manchmal sieht oder hört mensch den H., die Wärmebildtechnologie funktioniert aber auch aus extremer Höhe, also ohne dass du bspw. bei Wald- und Wiesenkämpfen (wie in und um Heiligendamm) automatisch was davon mitbekommst.
NUH: netter, unkomplizierter Haufen. Vielfach erprobtes Organisierungsprinzip der undogmatischen Linken, in Abgrenzung zu Partei, NGO und Organisation. Von letzteren als unverbindlich und „bündnisunfähig“ geschmäht, sorgen NUHs doch immer wieder für fetzige Aktionen.
Runde: „Lass uns ’ne R. machen…“ Eine R. ist der Kern einer, je nach dem, schnellen oder langsamen Entscheidungsfindung. Egal ob die Diskussion über euer Flugblatt oder darüber, wie ihr an der Bullenkette vorbeikommt, das Prinzip ist immer gleich: Jede_r kommt zu Wort. Abwandlungen: die Emo-R. („Wie geht es dir gerade?“) und die Daumen-R., wenn es schnell gehen muss. Ähnlich: Blitzlicht.
Sanis: auch: Demo-S., autonome Sanitäter*innen. Auf Demos kommt es immer wieder zu Verletzungen. Dabei ist den üblichen Rettungsdiensten/Krankenhäusern nur bedingt zu vertrauen, da sie oftmals mit Bullen und Justiz zusammenarbeiten. Unsere S. sind oft in ziviler Kleidung auf der Demo und können Verletzungen versorgen. Wenn ihr Hilfe braucht: Rufen! (Trotzdem solltet ihr auch selber nötige Medikamente, Wasser und Erste Hilfe-Zeug mitnehmen, schadet nie.)
Spitzel: Nicht zu verwechseln mit Genoss*innen und Mitstreiter*innen, die älter sind als 35 sind und/oder sich anders kleiden als „die Szene“. Also seid vorsichtig mit Verdächtigungen. S. werden von Verfassungs- und Staatsschutz eingesetzt, um politische Aktivitäten, die sich nicht unbedingt an der herrschenden Ordnung orientieren, auszuleuchten, zu verhindern und, ganz wichtig, juristisch zu verfolgen. Zum Teil sitzen sie „spontan“ in einem offenen Vorbereitungskreis, der eine Aktion plant, sie nehmen durchaus auch an Aktionen teil, andererseits begeben sie sich gezielt und über Jahre und Jahrzehnte in politische Gruppen. Kein Grund für Paranoia, aber überlegt euch, mit wem ihr welche Aktion macht.
t.i.n.a.: „There is no alternative.“ Neoliberale Leitmaxime, die die Möglichkeit leugnet, dass gesellschaftliche Verhältnisse gestaltbar sind. Nach dem t.-Prinzip muss sich jede Entscheidung dem kapitalistischen Markt und der Konkurrenz unterordnen. Merke: Das ist Unsinn.
Transpi: auch Transparent. ca. 3-6m langes Stück Stoff, bemalt mit politischen Forderungen, Parolen oder Rüttelreimen. Oft auch praktisch, um die eigene Gruppe wiederzufinden, als Sichtschutz und um zu verhindern, dass Bullen frech durch die Demo laufen. Manchmal durch dicke Seile oder auch Autoreifen verstärkt/gepolstert.
VoKü: Auch Volxküche, Bevölkerungsküche, Küfa = Küche für Alle; Leute, die kochen. Meistens ist aber Hilfe gerne gesehen. Essen gibt es gegen Spende.
Wechselklamotten: W. sind immer sinnvoll, falls deine Sachen vom Wasserwerfer nass sind oder durch Pfefferspray bzw. Farbmarkierungen der Bullen verseucht/verunstaltet. W. oder die zweite Schicht Klamotten am Körper eignen sich auch hervorragend, um gegebenenfalls das eigene Aussehen etwas abzuwandeln, falls die Situation das verlangt.
Zivi: auch: Z.-Bulle, Zivfte, Zifte. Polizeikräfte in ziviler, d.h. mehr oder weniger unauffälliger Straßenbekleidung. Mittlerweile z.T. wirklich authentisch. d.h. schwer zu erkennen. Mischen sich unter Demonstrant*innen, verfolgen z.T. gezielt und hartnäckig einzelne „Verdächtige“. Hier helfen vor allem Gruppen, die sich untereinander kennen, manchmal auch → Wechselklamotten.
27. Glossar
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