1. Die Landkarte
Am Besten sind topographische Karten. Auf ihnen sind Straßen, Häuser, Flüsse, Fußballfelder und Wälder durch Symbole dargestellt. Dadurch sind sie viel übersichtlicher zu lesen als ein Kartenausschnitt auf eurem Telefon. Neben der Karte sind in einer Legende die Symbole mit Erklärungen aufgeführt. Dort findet ihr auch Angaben über die Höhen- und Tiefenlinien. Sie stellen auf der Karte Berge und Täler dar, nach denen ihr euch, mit etwas Übung, in der Landschaft orientieren könnt. Ein Abrufen von Kartendaten vor Ort aus dem Internet mit dem Telefon würde bedeuten, das du davon ausgehen kannst von den Bullen als Teilnehmer*in an der Aktion registriert zu werden.
2. Kartenlesen
Mach dich vor einer Aktion auf dem Land mit deinem Kartenmaterial vertraut. Dort erst Karten lesen zu lernen, ist höchstwahrscheinlich frustrierend. Hier dafür ein paar Hinweise:
Um nach einer Karte laufen zu können müsst ihr wissen, wo ihr euch auf ihr befindet. Die Orientierungsfähigkeit ist von Punkten abhängig die so markant sind, dass ihr sie auf der Karte leicht identifizieren könnt.
Was auch zur besseren Orientierung beiträgt, ist das Einnorden der Karte. Das bedeutet, dass der Norden der Karte mit dem Norden in der Landschaft in Deckung gebracht wird (mithilfe eines Kompasses relativ einfach). Auf der Karte ist verzeichnet, wo Norden ist – meistens oben! Die in der Karte dargestellten Objekte und Geländeformationen liegen dann in der gleichen Richtung, wie ihr sie in Natura seht. Ihr könnt euch an vielen Dingen in der Landschaft orientieren, um euch einzunorden:
a) Sonnenstand
Für die BRD gilt etwa:
– 6:30 Uhr im Osten,
– 12:30 Uhr im Süden,
– 18:30 Uhr im Westen
b) Alte Kirchen
Das Kirchenschiff weist nach Osten (nach Moskau).
c) Der Kompass
Hinweis: Die Kompassnadel wird durch metallische Objekte in der direkten Nähe abgelenkt. Dies kann z.B. im Auto ein Problem sein.
d) Lichthinweise
Wer nachts im Dunkeln unterwegs ist, sollte möglichst eine Taschenlampe dabei haben – klar. Gut wäre es aber, wenn diese nicht weißes, sondern nur rotes Licht ausstrahlt, wie eine Fahrradrücklampe. Rotlicht blendet das ans Dunkel angepasste Auge fast nicht, im Gegensatz zu weißem Licht.
Beim Karten lesen mit Rotlicht ist zu beachten, dass die unterschiedlichen Linienfarben nur sehr schwer zu unterscheiden sind.
Es hat sich nachts im Wald bewährt, sich mit seiner Bezugsgruppe an den Händen zu fassen. So geht keine*r der Gruppe verloren, wenn mensch nichts mehr sieht.
Funktionsweisen technischer Hilfsmittel im Dunkeln
Nachtsichtgeräte sollen die visuelle Wahrnehmung in Dunkelheit oder Dämmerlicht verbessern oder ermöglichen überhaupt erst eine Bilderkennung. Restlichtverstärker und Wärmebildkameras sind im Gegensatz zum Einsatz von Infrarotscheinwerfern passive Systeme, deren Einsatz also nicht von anderen wahrgenommen werden kann, da sie nur Licht empfangen.
Soweit hierzu. Technische Details sprengen den Rahmen dieses Readers. Wenn ihr Interesse habt, empfehlen wir den Gang zum Infoladen oder den gut sortierten Buchladen eures Vertrauens.
Sehen und Gesehen werden
Für manche Aktionsformen möchte mensch vor und nach Aktionen nicht so gerne gesehen werden. Achtet auf situationsangepasste Kleidung und auf euer Bewegungsschema. Leuchtende Farben werden eigentlich überall stark wahrgenommen, aber manchmal sticht ein schwarzer Kapuzi auch besonders heraus. Nachts lassen glatte Oberflächen Konturen klarer erkennen und reflektieren mitunter auch besser das Restlicht. Achtet bei Regenklamotten etc. auch auf die Reflektorstreifen. Wenn andere Personen (z.B. Bullen) in der Nähe vermutet werden, sollten Wege und Straßen bei Kurven, in Senken oder unter Brücken gekreuzt werden.
Für Feld, Wald und Wiese gilt: Hügelkämme, freie Flächen oder breiten Straßen besser vermeiden, da sich Silhouetten vorm helleren Himmel/Hintergrund abheben. Pausen und Besprechungen besser an Orten, die nach allen Seiten (auch nach oben!) sichtgeschützt sind. Aufrechtes Laufen ist zwar bequemer und schneller, aber die Deckung des Unterholzes fehlt. An sich werden schnelle Bewegungen eher wahrgenommen, als langsame oder gar keine.
Es kann auch sinnvoll sein ein kleines Fernglas dabei zu haben, um auch die weitere Entfernung einsehen zu können.
Anders als in Städten sind auf dem Land kaum Hintergrundgeräusche zu hören. Das bedeutet, dass viele Geräusche sehr weit gehört werden können. Weitere Anwesende können so lokalisiert werden, es sei denn sie achten auf ihre eigenen Bewegungsgeräusche.
Besonders brechende Zweige und Äste, aber auch Geraschel von losem Laub, das Laufen auf Schotter oder gar eine angeregte Unterhaltung verursacht weithin hörbare charakteristische Geräusche. Wenn mensch die Gegend kennt, kann mensch schon anhand solcher Geräusche den Ort und die Anzahl von Personen bestimmen. Ganz ohne Geräusche wird es natürlich nicht gehen. Deshalb überlegt euch, wo es wichtig sein könnte, leiser zu sein und wo ziemlich sicher niemand zuhört.
Außerdem können auch andere Geräusche wie von Hubschraubern oder vorbeifahrenden Fahrzeugen zum Übertönen der eigenen Bewegungsgeräusche genutzt werden. Aufgeschreckte Tiere können ein Hinweis auf andere Personen sein – oder auf die eigenen. Gerade in weichen Böden sind Fußabdrücke, Reifenprofile und andere Spuren gut sichtbar. Mit etwas Übung lässt sich auch das Alter einordnen. Mitunter führen solche Spuren andere direkt zu euch. Schuhsohlen- und Reifenprofile lassen sich wegen der unterschiedlichen Abdrücke gut wiedererkennen. Achtet also auch auf den Untergrund.
Hin und weg!
Bei den meisten Aktionsgruppen wird sich über das Hinkommen zum Aktionsort noch einigermaßen Gedanken gemacht. Bei einigen Aktionsformen, z.B. einer Sitzblockade reicht das auch erstmal. Bei vielen Aktionen will mensch aber nicht am Aktionsort bleiben, sondern wieder verschwinden – möglichst ohne Polizeikontrolle. Macht euch also frühzeitig Gedanken über den Nachhauseweg, so dass alle gut weg kommen. Wenn die Aktion eine erhöhte Aufmerksamkeit der Bullen auf sich zieht, dann kann die Planung des Rückwegs deutlich aufwendiger als der Hinweg sein. Wichtig ist bei allen Aktionen auch der richtige Zeitpunkt des Rückweges. Bei vielen Großaktionen greifen sich die Bullen nach dem Ende der Aktion willkürlich Leute raus, um ihre Gefangenenquote zu erfüllen. Deshalb sollte sich zur rechten Zeit geschlossen zurückgezogen werden.
Fahrzeuge sollten sinnvollerweise nicht so abgestellt werden, dass sie sofort gesehen oder mit der Aktion in Zusammenhang gebracht werden. Auch sollten die (parkenden) Fahrzeuge nicht schon von einem Streifenwagen blockiert werden können, der dann seelenruhig auf Verstärkung wartet. Andererseits sind dann manchmal sehr weite Strecken zu Fuß zurückzulegen, was sehr viel Zeit braucht. Manchmal kann es deshalb sinnvoll sein, dass ein Fahrzeug eine Gruppe nur absetzt oder einsammelt, während der Aktion aber nicht in der Nähe ist. Grade das Einsammeln von Leuten erfordert sehr genaue Absprachen, besonders Nachts. Nachts sind auch Scheinwerfer und Bremsleuchten weit zu sehen.
Letztendlich ist eine Aktion erst vorbei, wenn alle von euch (und alle anderen) wieder wohlbehalten zu Hause sind.