Der Schritt der Vorbereitung
Erstmal inhaltlich. Bevor ihr mit eurer Bezugsgruppe konkrete Planungen für eine Aktion startet, ist es gut, sich darüber zu unterhalten, was das Ganze politisch soll, was ihr damit sagen/zeigen/vermitteln wollt. Das können Fragen sein wie „Machen wir eine Blockade, um eine Abschiebung zu verhindern, oder wollen wir vorher politischen Druck aufbauen, damit sie gar nicht erst losgeht?“; „Ist es sinnvoll, den Verkehr um die Häuserräumung zu stören oder besser, das Haus zu besetzen?“ Es geht darum, die Aktion in einen politischen Kontext zu stellen und außerdem klar zu kriegen, was ihr wollt. Z.B. wollt ihr als Kleingruppe autonom aktiv werden oder in einer Massenaktion Akzente setzen?
Wenn es dann eine Idee gibt, ist noch viel zu bereden: Wer besorgt den Stoff für Transparente? Wann wollen wir malen? Gab es schon mal ähnliche Aktionen? Was wollen wir anders machen? Ihr solltet überlegen, ob Teile der Performance geübt werden müssen. Um sich bei unübersichtlichen Situationen wiederzufinden bietet es sich an, einen Bezugsgruppennamen zu überlegen: Den könnt ihr laut rufen, um euch wiederzufinden.
Ein Teil der Überlegungen, der gerne vergessen wird: Wie weit wollt ihr zusammen gehen und wann wird abgebrochen? Klar kann die Gruppe nicht alle Eventualitäten durchgehen, aber ein paar Szenarien in Gedanken durchspielen. Was das sein kann, ist natürlich davon abhängig, was ihr wo vorhabt. Das kann von der besagten Lücke in der Polizeikette über die Polizei prügelt in die Demo rein, Nazis laufen in der Demo mit oder oder oder sein. Es ist auch gut schon vorher zu verabreden, wo sich eure Gruppe im Notfall trifft, falls Ihr getrennt wurdet. Vereinbart also einen Treffpunkt. (Vielleicht der Ort, an dem sich alle das letzte Mal bewusst wahrgenommen haben.)
Nachbereitung 1: direkt nach der Aktion, zurück im Camp, im Café oder wo auch sonst – in einer ruhigen Ecke. Mal treffen, um ein erstes Resümee zu ziehen, ein wenig zu reden, was so war und wie es einer*m gerade geht oder um einfach runter zu kommen und Pause zu machen!
Nachbereitung 2: Wenn Ihr euch regelmäßig trefft, könnt ihr beim nächsten Plenum die Aktion besprechen. Wenn es eine einmalige Gruppe ist, am besten mit etwas zeitlichem Abstand treffen, um das Gelaufene zu reflektieren. Mit etwas Ruhe und Abstand ist es sinnvoll noch einmal die Aktion aufzuarbeiten: was war prima, womit ging es mir nicht so gut, was waren einfach coole Erlebnisse, ist es so gelaufen wie wir uns das gewünscht hatten? Was kann ich / können wir auch anders/besser/effektiver (klingt in manchen Ohren vielleicht komisch) machen? Oder nächstes Mal was ganz anderes machen?
Da sollte es nicht nur um Techniken gehen, sondern auch um Zusammenarbeit in der Gruppe: Habt ihr genug aufeinander geachtet oder müsst ihr euch vorher besser absprechen? Wenn ihr es schafft, durch Reflexion und ehrlichem Umgang miteinander auch die Nachbereitung zu einem positiven Erlebnis für alle zu machen, habt ihr eine gute Grundlage für neue gemeinsame Unternehmungen.
Nachbereitung 3: Aus eurer Gruppe hat eine Person eine Anzeige bekommen. Keine*r wird damit allein gelassen! Kümmert euch gemeinsam um Rechtshilfe, organisiert Solipartys oder sonst wie Soligeld, begleitet die Prozesstermine solidarisch. Menschen werden auch manchmal von Erlebtem traumatisiert und brauchen Hilfe. Kümmert euch umeinander, schafft einen Raum zum Reden, zum Runterkommen… (siehe Text: Out of Action)
Und nicht zuletzt: Erfolgreiche Aktionen können auch mal ordentlich gefeiert werden!