Aktionen finden nicht immer in unserem vertrauten Dörflein (Kiez, Städtchen etc.) statt, sondern oft in freiem Gelände, z.B. Blockaden von Kohlebaggern, Rechtsrockfestivals und Atomtransporten. Alles in allem gibt es viele positive Erfahrungen mit Aktionen auf dem Land. Das kann für eure Bezugsgruppe auch die Gelegenheit sein, mal etwas mehr Zeit miteinander zu verbringen und Sommer, Sonne, Widerstand zu leben.
Für viele, die aus der Stadt kommen, sind Aktionen auf dem Land ungewohnt. Es gibt keine schützenden Häuserschluchten. Manchmal kursieren einschüchternde Mythen um die eingesetzte Technik der Polizei (Hubschrauber, Wärmebildkameras etc.). Technik ist aber meist teuer und steht nicht massenhaft zur Verfügung. Und die Größe des Areals und Vielfältigkeit des Geländes kann auch ein Vorteil gegenüber der Stadt sein. Die Polizist*innen müssen sich großflächig verteilen und ausdünnen. Dies kann durch geschicktes Vorgehen noch verstärkt werden. So kann eine auf den ersten Blick nicht so erfolgreiche Aktion den Erfolg an anderer Stelle ermöglichen.
Bei allen technischen, taktischen und strategischen Überlegungen solltet ihr immer das richtige Maß finden und die Außenwirkung mitbedenken. Es ist wichtig, dass ihr ihr selbst bleibt: mit euren quirligen und lebensbejahenden oder auch anderen Gedanken und Ausdrucksformen. Es kann nicht darum gehen in eine militärische Logik zu verfallen – auf dem Gebiet ist der Staat nicht zu schlagen. Es muss darum gehen, durch phantasievolle und/oder massenhafte Aktionen die politischen Verhältnisse durcheinander zu bringen.
Die zurückzulegenden Strecken sind für alle Beteiligten erheblich größer. Es gibt keine U-Bahn. Busse fahren nicht im 5-Minuten-Takt. Ein Auto gibt es vielleicht nicht oder es wird an einer anderen Stelle eingesetzt. Das schnelle Fortbewegen auf dem Land ist manchmal schwierig: Polizei versperrt die üblichen Routen und wenn dann die wenigen Wege z.B. aufgrund von Geäst nicht befahren werden können, ist das natürlich unpraktisch. Zieht also auch alternative Transportmöglichkeiten in Betracht.
Auch wenn in diesem Heft viele Details und Tipps gesammelt sind: Bemüht euch nicht, dies zur Perfektion zu treiben. Wir wollen keine paramilitärischen Strukturen, die Raum für Individualität zunichtemachen. Wir wollen lustige, vielfältige und auch mal banale Aktionen, die mit einer emanzipatorischen Überzeugung verbunden sind. Dabei sollte auch nicht vergessen werden, dass nicht die einzelne Aktion zum Erfolg führen wird, sondern der Kontext einer Vielzahl von Aktionen. Beißt euch also nicht zu sehr an einer Aktion fest oder seid total frustriert, wenn diese mal nicht klappt. Vielleicht war es einfach Zufall, dass der Wasserwerfer genau euch im Weg stand. Vielleicht wurde der Ort schon von einer anderen Gruppe vor euch „benutzt“, vielleicht waren aber auch eure Absprachen nicht ausreichend – in jedem Fall solltet ihr eine Nachbereitung machen: Aus Fehlern lernt Bezugsgruppe!