10. Solidarität ist eine Waffel

In jede Bezugsgruppe gehört auch die Auseinandersetzung mit Risiken und Repression. Es kann immer jemand von uns, unsere gesamte Gruppe oder die Leute neben uns von Repression betroffen sein. Viele beschäftigen sich lieber nicht damit oder vertrauen darauf, „dass schon alles gut geht“. Andere trauen sich immer weniger, weil sie sich in ihrem Handeln zu sehr von den möglichen Folgen einschränken lassen. Irgendwo dazwischen müssen wir alle einen Umgang mit dem Risiko staatlicher Repression finden. Wir halten daran fest, dass unser Leben sich rechtlichen Rahmenbedingungen, polizeilicher Drohkulisse oder Einschüchterung nicht einfach unterwerfen sollte. Nur durch den Druck sozialer, politischer Bewegungen können die Verhältnisse verändert werden.
Wer wann und in welchem Umfang von Repression betroffen ist (z.B. Polizeigewalt auf Demos, Straf- oder Haftbefehle, Auflagen z.B. im Sinne von Reisebeschränkungen, Observationen, Bespitzelungen, Untersuchungshaft, Hausdurchsuchungen usw.), lässt sich bei aller Erfahrung nicht genau vorhersagen. Sie kann pazifistische Friedensaktivist*innen und militante Kreise treffen, oder auch mal die überraschte Mitbewohner*in oder den/die ältere Genoss*in, der/die schon seit Jahren nicht mehr aktiv ist. Sie ist politischen Konjunkturen unterworfen oder hängt auch mal vom Jagdeifer eines/r einzelnen Beamt*in oder eines/r eifrigen Staatsanwält*in ab. Gemeinsam ist allen Situationen, dass sie für die Betroffenen meist äußerst unangenehm und bedrohlich sind.

Auch hier gilt : Zusammen mehr erreichen!
Wir finden: niemand darf mit Repression alleingelassen werden! Deshalb gibt es unter anderem Rechtshilfegruppen, Ermittlungsausschüsse, Solifonds und -kreise, Broschüren zum Umgang mit Polizei und Justiz sowie Veranstaltungen zum Thema. Viele haben die Erfahrung gemacht, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema nicht zu Einschüchterung führen muss, sondern das Vertrauen in die Gruppe und sich selbst stärken kann. Mensch fühlt sich staatlichen Repressionsorganen gegenüber nicht völlig hilflos ausgeliefert, sondern hat vieles im Kopf schon mal durchgespielt oder von Leuten gehört, wie sie mit solchen Situationen umgegangen sind. Deshalb glauben wir, dass das Thema Repression in unserem Alltag eine Rolle spielen sollte, dazu gehören auch die Ängste, Unsicherheiten und Fehler, die wir alle in solchen Momenten kennen.

Es kann Sicherheit geben zu wissen, dass sich Leute kümmern, wenn du bei einer Demo festgenommen wurdest, oder jemand nach einer Hausdurchsuchung zum Reden vorbeikommt, ’ne Demo organisiert und auch langfristige Soli-Arbeit leistet. Es ist eine ganz große Stärke unserer Bewegung kollektiv und solidarisch zu handeln. Das heißt auch, dass sich alle mit dafür verantwortlich fühlen Zeit, Geld, Soliarbeit, Texte, Veranstaltungen, Knastbesuche usw. beizutragen.

Wenn dies einen ganz normalen Teil unseres politischen Handelns darstellt, dann können wir uns alle gegenseitig darin unterstützen handlungsfähig zu bleiben, aktionistisch und inhaltlich weiterzumachen…

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